Test: FIFA 11

Gesucht: Instinktfußballer mit Hang zum Risiko
Obgleich der ansehnlichen Modi-Vielfalt, ist es das spielerische Fundament, das ‚FIFA 11‘ zu einem Sporttitel der Extraklasse macht und zwar noch viel stärker, als in den Jahren zuvor. Stütze dieses Fundaments ist die Ballphysik, eine Disziplin, in der sich ‚EA‘, trotz aller spielerischen Fortschritte der letzten Jahre, bisher noch immer der Konkurrenz aus dem Hause ‚Konami‘ geschlagen geben musste. In wie weit sich dies mit ‚FIFA 11‘ ändert, vermögen wir nicht mehr zu beurteilen. Die Frage nach der besseren Ballphysik erscheint uns aufgrund der hohen Qualität, die mittlerweile in beiden Spielen geliefert wird, zu geschmacksabhängig. Fakt ist jedoch, dass in ‚FIFA 11‘ noch einmal kleine Fortschritte im Hinblick auf das Ballverhalten gemacht wurden. Insgesamt bewegt sich das Leder noch einen Tick „echter“ übers Feld und gerade bei Schüssen und Abprallern wirkt die Ballphysik authentischer.

Spürbarer sind jedoch die Neuerungen im Bereich des Passsystems, des Spielerverhaltens und der künstlichen Intelligenz. Doch eins nach dem anderen: In ‚FIFA 11‘ kommt erstmals das so genannte „Pro Passing“ zum Einsatz. Eine bittere Enttäuschung für all jene, die dem „Ping-Pong-Spielen“ im Vorgänger etwas abgewinnen konnten. So ist es aufgrund des neuen Systems viel schwieriger geworden, ansehnliche Kombinationen auf den Rasen zu zaubern. Das liegt im Speziellen daran, dass die Passgenauigkeit stets situationsabhängig „berechnet“ wird. Je stärker ihr beispielsweise durch einen Gegenspieler bedrängt werdet, desto schwieriger wird es, ein Abspiel zu dosieren und zum gewünschten Ziel zu befördern. Wer sich gut freiläuft und Räume öffnet kann zwar immer noch in der Manier eines FC Barcelonas kombinieren, dazu jedoch bedarf es der richtigen Mischung aus Ball halten, laufen und genauem Timing.

Speziell in den ersten Spielstunden, aber auch darüber hinaus, wird es im Vergleich in der Folge mehr Abspielfehler geben, als es noch in ‚FIFA 10‘ der Fall war. Die „Personality Plus“, die jedem Akteur auf dem Platz eine virtuelle Persönlichkeit verschafft ist ein weiteres neues Feature, das ebenfalls seinen Teil dazu beiträgt, dass ‚FIFA 11‘ im Torabschluss variantenreicher geworden ist, echten fußballerischen Instinkt voraussetzt und mehr Risiko im Spielaufbau einfordert. Bei „Personality+“ handelt es sich nicht etwa um technische Spielereien, wie die authentische Nachempfindung von spielerspezifischen Bewegungsabläufen, sondern viel mehr um die verstärkte Wiedergabe von Fähigkeiten und Spielerattributen auf dem Platz. So hängt der Erfolg von Dribblings im 1-gegen-1 nun deutlich stärker davon ab, mit welchem Kicker ihr das Wagnis in Angriff nehmt. Zwar wurden auch in den Vorgängern ähnliche Unterschiede gemacht, allerdings wirkt sich die „Personality+“ deutlich stärker auf das tatsächliche Spielgeschehen aus.

04.10.2010 : Michael Keultjes