Test: Mass Effect 2

Inszenierung vom anderen Stern
Auffällig ist, dass das Shooter-Gameplay zwar unglaublich spaßig und wirklich spannend inszeniert ist, aber auch wenig Abwechslung bietet, zumal BioWare auf Fahrzeugpassagen diesmal komplett verzichtet hat. Zugegeben, so richtig gut steuerte sich der Mako ohnehin nicht und spektakuläre Schlachten suchte man auch vergebens. Der Verlust hält sich also in Grenzen. Die immer gleichen Pfade verlässt Mass Effect 2 vor allem während einiger Spitzelaufträge. So gilt es beispielsweise in einem die Aufmerksamkeit einer bestimmten Person auf euch zu ziehen, indem ihr die gesamte Bar aufmischt – wirklich unterhaltsam.

Dass Mass Effect 2 nicht zum einfachen Shooter „verkommen“ ist, zeigt sich aber vor allem erneut in der Interaktion mit den unzähligen NSCs im Spiel. Die Gespräche sind im Sequel sogar noch um eine Funktion erweitert worden. „Interruption“ ist das Zauberwort und ermöglicht euch in bestimmten Dialogen die Kontrolle zu übernehmen und dem Gegenüber ins Wort zu fallen. Mit dem linken oder dem rechten Trigger leitet ihr eine freundliche oder auch weniger charmante Unterbrechung ein. Eine „Unterbrechung“ kann auch mal zu einem Schuss ins Bein oder gar zu einem Schubser in den Tod führen. Eure Handlungen beeinflussen wiederum die Entwicklung Shepards zum Vorbild oder Abtrünnigen, die sich nun auch erstmals äußerlich sichtbar macht. Begründet wird dies durch die von Cerberus eingesetzten Implantate, die bei der Wiederherstellung unseres Helden unumgänglich waren.

Technisch war der Vorgänger bereits unglaublich gelungen, doch längst nicht perfekt. Von Perfektion zu sprechen ginge auch bei Mass Effect 2 zu weit, dennoch haben die Entwickler nochmals eine Schippe drauf gelegt. Vor allem das späte Nachladen der Texturen hat BioWare nun größtenteils in den Griff bekommen und auch die Framerate bleibt bei konstanten 30 Bildern die Sekunde erfreulich stabil. Beleuchtung und Partikeleffekte wurden verbessert, Texturen aufgehübscht und die Charaktere mit mehr Polygonen versehen. Besonders die Gesichter wirken dadurch noch lebensechter als im ersten Teil. Die Ladezeiten, die man früher noch durch die bei vielen Spielern verhassten Fahrstuhlsequenzen zu kaschieren versuchte, erhalten nun einen klassischen Screen, der sehr gelungen die Bewegung illustriert – kürzer werden die Ladezeiten dadurch aber dennoch nicht. Das ist bei all der Grafikpracht, der spektakulären Inszenierung und der erneut hervorragenden Synchronisation aber genauso zu verschmerzen wie das Wechseln der Disks (ME2 erscheint auf zwei DVDs), welches ohnehin seltener nötig war als zuvor befürchtet. Da uns als Testmuster lediglich die englische Fassung des Spiels vorlag, können wir die Qualität der deutschen Sprachausgabe an dieser Stelle leider nicht beurteilen. Wirklich lobenswert ist jedoch die Möglichkeit, nach dem Beenden der Story weiterspielen zu können, um so auch die letzte Nebenmission zu beenden und wirklich Alles aus diesem epischen Meisterwerk herauszuholen.


26.01.2010 : Benjamin Doum